Zerrungen

Zerrungen

Diagnose, Symptome, Therapie

Was ist eine Zerrung?

Eine Zerrung ist eine Verletzung von Weichteilen des Bewegungsapparats durch eine unnatürliche Überdehnung. Je nach betroffener Struktur handelt es sich um 

  • Muskelzerrungen
  • Sehnenzerrungen
  • Bänderzerrungen

Der medizinische Fachbegriff für Muskel- und Sehnenzerrungen lautet Distension. Muskel- und Sehnenzerrungen treten oft auch kombiniert als Zerrung des Muskel-Sehnen-Übergangs auf. Bänderzerrungen sind umgangssprachlich als Verstauchungen bekannt, der fachsprachliche Ausdruck lautet Distorsion.

Bei einer reinen Zerrung sind Muskelfasern, Sehnen und Bänder in ihrer Feinstruktur verletzt, aber nicht unterbrochen. Ist die Krafteinwirkung noch stärker, kann es auch zu Einrissen oder Rissen von Muskelfasern, Sehnen oder Bändern kommen.

Symptome von Zerrungen

Sehnen- oder Muskelzerrungen treten besonders häufig im Oberschenkel, in der Wade, in der Schulter oder im Rücken auf. Prinzipiell kann jedoch jeder Muskel oder jede Sehne betroffen sein. Für eine Sehnen- oder Muskelzerrung sind folgende Symptome typisch:

  • ziehende oder krampfartige Schmerzen, die kontinuierlich zunehmen
  • verhärtete, angespannte Muskulatur
  • Druckempfindlichkeit
  • Schwellungen 

Bänderzerrungen treten häufig im Knie- oder Sprunggelenk auf. Sie rufen meist folgende Beschwerden hervor:

  • Schmerzen im Bereich des betroffenen Gelenks 
  • Schwellungen
  • Blutergüsse
  • Bewegungseinschränkungen, Kraftverlust

Eine sichere Unterscheidung zwischen Zerrungen und anderen Verletzungen ist anhand der Symptome nicht immer möglich. Deshalb sollte man bei ausgeprägten Beschwerden immer ärztlichen Rat einholen.

Diagnose von Zerrungen

Als Basisdiagnostik wird bei Verdacht auf eine Zerrung meist eine Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) gemacht. Vor allem oberflächlich gelegene Muskeln, Sehnen oder Bänder lassen sich sonographisch gut beurteilen. 

Um Art und Ausmaß der Verletzung genauer zu beurteilen und eventuelle Muskelfaserrisse zu erkennen, ist oft eine Kernspintomographie (MRT) sinnvoll. Die MRT erzeugt ohne Strahlenbelastung – nur mithilfe starker Magnetfelder – überlagerungsfreie Schnittbilder des menschlichen Körpers. Vor allem Weichteile wie Muskeln, Sehnen und Bänder lassen sich in ihrer Struktur sehr exakt darstellen. Zusätzlich sind Reaktionen wie Schwellungen, Ödeme oder Einblutungen erkennbar. Dadurch lässt sich gut zwischen Zerrungen, Muskelfaserrissen und anderen Weichteilverletzungen differenzieren. Auch mögliche Gelenks- oder Knorpelverletzungen können im gleichen Untersuchungsdurchgang erfasst werden. 

Falls die herkömmliche MRT keine schlüssige Erklärung für die Beschwerden liefert, sind in den Evidia Praxen weiterführende Untersuchungen wie eine MR-Arthrographie (MRT mit Kontrastmittel) oder eine Computertomographie (CT) möglich.

Therapie von Zerrungen

Die Akutversorgung einer Zerrung folgt dem sogenannten PECH-Schema:

  • P – Pause einlegen und verletztes Körperteil ruhigstellen
  • E – Eis oder Kühlbeutel auflegen (nicht direkt auf die Haut)
  • C – Compression (Druckverband) anlegen
  • H – Hochlagern 

Diese Akutmaßnahmen wirken schmerzlindernd und verhindern, dass sich Schwellungen und Blutergüsse weiter ausbreiten. Wie lang die betroffene Region geschont werden muss, hängt vom Ausmaß der Verletzung ab. Bei einer reinen Zerrung kann man in der Regel nach wenigen Tagen mit einer dosierten Belastung beginnen, falls der behandelnde Arzt oder die Ärztin nichts anderes verordnet hat. Die Belastung sollte langsam und schmerzabhängig gesteigert werden. Gegebenenfalls kann eine physikalische Therapie oder Physiotherapie den Regenerationsprozess unterstützen.

Häufige Fragen zu Zerrungen

Zerrungen zählen zu den häufigsten Sportverletzungen. Vor allem Ball- und Laufsportarten mit Sprints, Stopps und plötzlichen Richtungswechseln sind mit einem erhöhten Risiko für eine Muskelzerrung im Bereich von Oberschenkel, Wade oder Leiste verbunden. Bänderzerrungen im Sprunggelenk treten häufig beim Umknicken des Fußes nach Sprüngen auf; beim Skisport ist das Kniegelenk besonders gefährdet. Darüber hinaus können Stürze, Unfälle oder das Heben schwerer Lasten eine Zerrung zur Folge haben (z. B. Muskelzerrung in der Schulter oder im Rücken). 

Zerrungen werden durch verschiedene Faktoren wie ungenügendes Aufwärmen, zu hohes Trainingspensum, mangelhafte Bewegungskoordination, Kälte oder falsches Schuhwerk begünstigt. Vorbeugen kann man durch sorgfältiges Aufwärmen vor jeder Sporteinheit, eine individuell angepasste Trainingsintensität, Technik- und Koordinationstraining sowie geeignete Ausrüstung.  

Bei einer sogenannten Leistenzerrung sind die Adduktoren gezerrt, eine Muskelgruppe an der Innenseite des Oberschenkels. Diese Muskeln ermöglichen das Zurückführen des Beins zur Körpermitte sowie die Beugung und Außenrotation im Hüftgelenk. Bei einer Leistenzerrung handelt es sich um eine typische Sportverletzung, die häufig bei Sportarten wie Fußball, Eishockey, Eislaufen oder Hürdenlauf auftritt. Die Ursache sind oft ruckartige Bewegungen oder Richtungsänderungen, bei der die Adduktoren stark beansprucht werden.