SLN-Szintigraphie

SLN-Szintigraphie

Markierung von Wächterlymphknoten

Was ist eine SLN-Szintigraphie?

Die SLN-Szintigraphie ist eine nuklearmedizinische Methode, um Lymphknoten aufzufinden, die im Abflussgebiet eines bösartigen Tumors liegen. Die Abkürzung SLN steht für „sentinel lymph node“, zu Deutsch Sentinel-Lymphknoten oder Wächterlymphknoten. Diese Lymphknoten werden als erstes befallen, wenn ein bösartiger Tumor über das Lymphsystem streut.

Die SLN-Szintigraphie dient dazu, Wächterlymphknoten anatomisch genau zu lokalisieren und zu markieren, damit sie bei einem nachfolgenden chirurgischen Eingriff gezielt entfernt und feingeweblich untersucht werden können. Ist der Wächterlymphknoten tumorfrei, dann trifft dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf die nachfolgenden Lymphknoten im Abflussgebiet zu. In diesem Fall kann man auf die chirurgische Entfernung weiterer Lymphknoten verzichten. Mögliche Komplikationen einer Lymphknotenentfernung wie z. B. Ödeme lassen sich so vermeiden.

Weitere Informationen zur SLN-Szintigraphie

Für die SLN-Szintigraphie wird ein schwach radioaktiv markierter Eiweißstoff in unmittelbarer Nähe des Tumors direkt unter die Haut oder in das Gewebe gespritzt. Dieser sogenannte Tracer verbreitet sich nun über die Lymphbahn und reichert sich in einem oder mehreren Wächterlymphknoten an – ebenso, wie es Krebszellen tun würden. Die Anreicherung wird mit einer speziellen Gammakamera detektiert. So lassen sich Wächterlymphknoten sichtbar machen und anatomisch sehr genau lokalisieren. Gegebenenfalls fertigen wir hierfür zusätzliche SPECT/CT-Aufnahmen in 3D-Schichttechnik an.

Wächterlymphknoten markieren

In der Regel erfolgt die Untersuchung am Tag vor einer geplanten Operation zur Lymphknoten-Entnahme. Das chirurgische Team kann den radioaktiv markierten Wächterlymphknoten mithilfe einer speziellen Gammasonde auffinden und gezielt entnehmen. Der Lymphknoten wird anschließend sofort feingeweblich auf einen möglichen Tumorbefall untersucht, um zu entscheiden, ob weitere Lymphknoten entfernt werden müssen oder nicht. Die SLN-Szintigraphie selbst erlaubt keine Aussagen über einen möglichen Tumorbefall. Sie dient nur dazu, den oder die Wächterlymphknoten aufzufinden und zu markieren.

Schonende Krebsdiagnostik im Frühstadium

Die SLN-Szintigraphie ist vor allem im Frühstadium einer Tumorerkrankung sinnvoll, wenn durch andere bildgebende Verfahren noch keine befallenen Lymphknoten oder Fernmetastasen nachgewiesen wurden. Am häufigsten führen wir die Untersuchung beim Mammakarzinom (Brustkrebs) oder malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) durch, seltener auch beim Prostatakarzinom, Peniskarzinom, Vulvakarzinom, Zervixkarzinom oder bei bösartigen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich.

Ablauf einer SLN-Szintigraphie

Zur SLN-Szintigraphie müssen Sie nicht nüchtern erscheinen. Falls der nachfolgende operative Eingriff zur Entnahme der Wächterlymphknotens noch am selben Tag geplant ist, dann beachten Sie bitte die diesbezüglichen Vorgaben.

Eine vorbestehende Medikation kann in der Regel unverändert weiter eingenommen werden.

Für die SLN-Szintigraphie wird Ihnen die schwach radioaktiv markierte Untersuchungssubstanz in unmittelbarer Nähe des Tumors direkt unter die Haut bzw. in das Gewebe gespritzt, meist in Form von vier bis sechs sehr kleinen Einzelinjektionen.

Die Untersuchungssubstanz wird nun über die Lymphbahn abtransportiert und reichert sich in dem oder den Wächterlymphknoten an. Je nach Körperregion kann dieser Vorgang unterschiedlich lange dauern. In der Regel machen wir etwa 10 bis 15 Minuten nach der Injektion erste Aufnahmen mit einer Gammakamera, die insgesamt etwa 10 bis 30 Minuten dauern. Evtl. wird das Gewebe leicht massiert und erwärmt, um den Lymphfluss zu fördern. Nach etwa ein bis drei Stunden folgen bei Bedarf erneute Aufnahmen. Gegebenenfalls fertigen wir zusätzliche Bilder in SPECT/CT-Technik an, um die Lymphknoten anatomisch noch besser lokalisieren zu können. Mögliche Wartezeiten zwischen den Aufnahmen müssen Sie nicht notwendig in unserer Abteilung verbringen.

Für die anschließende Operation werden die aufgefundenen Wächterlymphknoten mit einem Stift auf der Haut farblich markiert.

Direkt nach der Untersuchung werden wir die Ergebnisse an das chirurgische Team übermitteln.

In der Regel findet der operative Eingriff am darauffolgenden Tag statt, manchmal noch am selben Tag. Der Wächterlymphknoten gibt zu diesem Zeitpunkt nach wie vor schwache radioaktive Signale ab. Mithilfe einer sogenannten Gammasonde kann das chirurgische Personal den Wächterlymphknoten exakt lokalisieren und schonend entnehmen, ohne umliegendes Gewebe unnötig zu schädigen. Der Lymphknoten wird nun sofort feingeweblich untersucht, um einen möglichen Tumorbefall festzustellen. Bei einem negativen Ergebnis erübrigt sich die Entnahme weiterer Lymphknoten. Werden jedoch Tumorzellen festgestellt, dann müssen auch nachfolgende Lymphknoten entfernt werden.

Da die Untersuchung mit schwach radioaktiven Substanzen erfolgt, sollten Sie am Untersuchungstag den Kontakt mit Schwangeren und kleinen Kindern möglichst vermeiden.

SLN-Szintigraphie in der Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft stellt keinen absoluten Ausschlussgrund für eine SLN-Szintigraphie dar, da die schwach radioaktive Untersuchungssubstanz lokal verabreicht wird und die Belastung für das ungeborene Kind äußerst gering ausfällt. Das gilt selbst dann, wenn der radioaktive Marker nahe der Gebärmutter verabreicht werden muss. Gegebenenfalls wird die nachfolgende Operation zur Entnahme des Wächterlymphknotens noch am selben Tag durchgeführt, damit man mit der geringstmöglichen Dosis auskommt.

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Häufige Anwendungen der SLN-Szintigraphie

Ein häufiges Anwendungsgebiet der SLN-Szintigraphie ist Brustkrebs im frühen Stadium, wenn durch bildgebende Untersuchung wie z. B. Ultraschall noch keine Lymphknotenmetastasen nachweisbar sind. Für die Prognose und die weitere Therapieplanung ist es wichtig zu wissen, ob Tumorzellen bereits über die Lymphbahn gestreut haben und wenn ja, in welchem Ausmaß. Häufig finden sich Tumorabsiedlungen bei Brustkrebs zuerst in den Lymphknoten der Achselhöhle.

Früher war es üblich, alle Lymphknoten aus der Achselhöhe operativ zu entfernen und auf Tumorzellen zu untersuchen. Die komplette Entfernung der Lymphknoten aus der Achselhöhle kann jedoch Nebenwirkungen haben: ein Teil der betroffenen Frauen leidet später unter Ödemen (Wasseransammlungen) im Arm, auch Nervenirritationen oder chronische Schmerzen können auftreten.

Durch die SLN-Szintigraphie lässt sich eine komplette Lymphknotenentfernung in vielen Fällen vermeiden. Bei der nachfolgenden Operation wird zunächst nur der Wächterlymphknoten gezielt entnommen, um ihn auf Tumorzellen zu untersuchen. Ist der Wächterlymphknoten tumorfrei, dann erübrigt sich die Entnahme weiterer Lymphknoten. Nebenwirkungen wie Ödeme treten wesentlich seltener auf, wenn nur ein einziger Lymphknoten entfernt wurde.

Routinemäßig setzt man die SLN-Szintigraphie auch bei schwarzem Hautkrebs (Melanom) ein. Melanome können bereits im Frühstadium über die Lymphbahn Krebszellen absondern und so Metastasen bilden. Deshalb ist es für die weitere Therapieplanung wichtig zu wissen, ob die Lymphknoten im Tumorabflussgebiet befallen sind und wenn ja, in welchem Ausmaß.

Nach einer SLN-Szintigraphie ist es möglich, zunächst nur den Wächterlymphknoten gezielt zu entnehmen und auf Tumorzellen zu untersuchen. Ist der Befund negativ, dann sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nachfolgende Lymphknoten tumorfrei und müssen nicht entfernt werden. So bleiben Betroffenen vielfach stärker belastende Eingriffe mit möglichen Nebenwirkungen wie Lymphödemen erspart.

Empfohlen wird die SLN-Szintigraphie mit nachfolgender Biopsie des Wächterlymphknotens in der Regel ab einer Tumordicke von 1 mm. Bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren kann sie bereits ab einer Tumordicke von 0,75 mm sinnvoll sein.

Häufige Fragen zur SLN-Szintigraphie

Als Wächterlymphknoten (oder Sentinel-Lymphknoten) bezeichnet man den ersten Lymphknoten, der im Abflussgebiet eines bösartigen Tumors liegt. Wenn der Tumor über das Lymphsystem streut, wird dieser Wächterlymphknoten als erstes befallen. Im Umkehrschluss bedeutet das: ist der Wächterlymphknoten noch tumorfrei, dann sind es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die nachgelagerten Lymphknoten.

Es besteht keine Einschränkung der Fahrtauglichkeit nach der Untersuchung

Medikamente können in der Regel unverändert weiter eingenommen werden. Bitte bringen Sie zur Sicherheit eine Liste der von Ihnen eingenommenen Medikamente mit.

Sie können vor der Untersuchung essen, was Sie möchten und müssen nicht nüchtern erscheinen. Falls der nachfolgende operative Eingriff zur Entnahme des Wächterlymphknotens noch am selben Tag geplant ist, dann beachten Sie bitte die diesbezüglichen Vorgaben.

Die Dauer der Untersuchung hängt von verschiedenen Faktoren wie der zu untersuchenden Körperregion ab. Manchmal lässt sich der Wächterlymphknoten bereits innerhalb von einer Stunde mithilfe der Gammakamera nachweisen, in einigen Fällen kann es auch länger dauern. Mögliche Wartezeiten zwischen den Aufnahmen müssen Sie nicht notwendig in unserer Abteilung verbringen.

Die Strahlenbelastung bei der SLN-Szintigraphie ist sehr gering, sie beträgt in der Regel weniger als 0,5 mSv. Die genaue Dosis hängt u. a. von der zu untersuchenden Körperregion ab.