Nierenszintigraphie

Nierenszintigraphie

Exakte Funktionsdiagnostik der Nieren

Was ist eine Nierenszintigraphie?

Eine Nierenszintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, um mögliche Funktionsstörungen der Nieren festzustellen. Dabei werden schwach radioaktive Substanzen über eine Armvene verabreicht, damit sie über den Blutkreislauf in die Nieren gelangen und dort verstoffwechselt werden. Ein spezielles Kamerasystem zeichnet die aus dem Körper austretenden radioaktiven Signale anschließend auf, um so den Weg der Untersuchungssubstanz von den Nieren zur Harnblase bildlich nachzuverfolgen.

Mithilfe der Nierenszintigraphie lassen sich Form, Lage, Blutversorgung und Funktion der Nieren untersuchen, und zwar seitengetrennt für beide Nieren. Im Speziellen gibt die Szintigraphie Aufschluss darüber, wie effektiv die Filterleistung der Nieren ist (Clearance) und wie gut der Harnabfluss funktioniert. Bei therapieresistentem Bluthochdruck kann eine Nierenszintigraphie die Frage klären, ob eine Nierenerkrankung als Ursache in Frage kommt.

Weitere Informationen zur Nierenszintigraphie

Die Nieren haben die Funktion, das Blut von Stoffwechselendprodukten zu reinigen und diese mit dem Harn abzuführen. Mithilfe einer Nierenszintigraphie lässt sich bildlich darstellen, wie gut diese Prozesse funktionieren. Dazu wird über eine Armvene eine schwach radioaktiv markierte Substanz verabreicht, die von den Nieren verarbeitet und anschließend ausgeschieden wird. In den meisten Fällen verwenden wir sog. Tc-99m-Mercaptoacetyltriglycin (MAG3). Diese Substanz wird von gesunden Nieren sehr rasch aus dem Blut gefiltert und in die Harnblase abgeführt. Eine Gammakamera registriert diesen Prozess, sodass wir die Nierenfunktion seitengetrennt für die rechte und linke Niere nachverfolgen und in einem Nierenszintigramm bildlich darstellen können. 

Filtern und Ausscheiden

Mithilfe der Nierenszintigraphie können wir verschiedene Aspekte der Nierenfunktion klären, über die andere bildgebende Verfahren weniger gut Aufschluss geben. Ein wichtiger Aspekt ist die Filterleistung (Clearance) der Nieren, also wie effektiv die Nieren das Blut von Stoffwechselendprodukten reinigen. Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Abflussverhalten des Harns, das wir mithilfe der radioaktiv markierten Substanz ebenfalls bildlich nachverfolgen können. Verschiedene Erkrankungen wie z. B. Nierensteine oder Tumore führen manchmal zu einer Behinderung des Harnabflusses aus den Nieren und damit zu einem akuten oder chronischen Harnstau. Dieser kann, wenn er unbehandelt bleibt, eine Schädigung der Nieren zur Folge haben.

Ablauf einer Nierenszintigraphie

Eine Schwangerschaft muss vor einer Nierenszintigraphie ausgeschlossen sein, in der Stillzeit sind Karenzzeiten zu beachten.

Normalerweise müssen Sie nicht nüchtern zur Nierenszintigraphie erscheinen und können Ihre bestehende Medikation unverändert weiter einnehmen.

Falls jedoch eine Nierenszintigraphie zur Abklärung eines Bluthochdrucks geplant ist, sollten Sie am Tag der Untersuchung auf feste Nahrung verzichten. Außerdem kann es in diesem Fall erforderlich sein, Ihre Blutdruckmedikamente einige Tage vor der Untersuchung abzusetzen. Sprechen Sie sich dazu bitte unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin ab und setzen Sie Ihre Medikamente nicht eigenständig ab.

Für eine Nierenszintigraphie ist eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung wichtig. Sie sollten daher eine Stunde vor der Untersuchung mindestens einen halben bis einen Liter trinken, Säuglinge sollten gestillt werden. Bei Bedarf kann auch eine Infusion zur ausreichenden Flüssigkeitsversorgung verabreicht werden.

Unmittelbar vor der Untersuchung sollten Sie Ihre Blase entleeren. Anschließend werden Sie liegend unter der Gammakamera positioniert. Die schwach radioaktive Untersuchungssubstanz wird nun über eine Armvene verabreicht. Direkt im Anschluss beginnen die Aufnahmen mit der Gammakamera, die rund 30 Minuten dauern. Während dieser Zeit sollten Sie möglichst still liegen. Kleinkinder können gegebenenfalls ein Beruhigungsmittel oder eine Kurznarkose erhalten, um die Untersuchung zu ermöglichen.

Während der gesamten Untersuchungsdauer zeichnet die Gammakamera kontinuierlich Bilder Ihrer Nierenregion auf. Normalerweise flutet die Untersuchungssubstanz innerhalb weniger Minuten in den Nieren an und wird innerhalb von 30 Minuten weitgehend ausgeschieden. 

In Abhängigkeit von der genauen Fragestellung werden wir Ihnen vor oder während der Untersuchung eventuell zusätzliche Medikamente verabreichen. So erhalten Sie gegebenenfalls ein harntreibendes Medikament (Furosemid), falls sich während der Untersuchung abzeichnet, dass der Harn nicht ausreichend vom Nierenbecken in Richtung Harnblase abfließt. Dadurch lässt sich eine eventuelle Abflussstörung besser beurteilen.

Je nach Fragestellung wird Ihnen eventuell über einen zweiten intravenösen Zugang zu bestimmten Zeitpunkten eine kleine Menge Blut entnommen, um zu messen, wie rasch die Untersuchungssubstanz aus dem Blut verschwindet. Dies dient zur genauen Berechnung der Filterleistung (Clearance) der Nieren. 

In manchen Fällen kann es sein, dass Messungen unter veränderten Bedingungen (z. B. im Sitzen oder nach Blasenentleerung) wiederholt werden müssen.

Falls bei Ihnen oder Ihrem Kind eine sog. statische Nierenszintigraphie durchgeführt werden soll, ist nach der Injektion der Testsubstanz eine Wartezeit von ca. zwei bis drei Stunden erforderlich, bevor wir die Aufnahmen machen können. Diese Wartezeit müssen Sie nicht notwendig in unserer Abteilung verbringen.

Nach der Nierenszintigraphie werden die Ergebnisse individuell ausgewertet und anschließend an Ihren behandelnden Arzt oder Ihre Ärztin übermittelt.

Unmittelbar nach der Untersuchung sollten Sie Ihre Blase entleeren. Wir empfehlen Ihnen, viel zu trinken, um die Ausscheidung der Untersuchungssubstanz zu fördern. Aufgrund der erhöhten Trinkmenge und der harntreibenden Medikamente, die Ihnen eventuell verabreicht wurden, ist es normal, dass Sie nach der Untersuchung vermehrten Harndrang haben.

Da die Untersuchung mit schwach radioaktiven Substanzen erfolgt, sollten Sie am Untersuchungstag den Kontakt mit Schwangeren und kleinen Kindern möglichst vermeiden.

Nierenszintigraphie im Kindesalter

Eine Nierenszintigraphie kann manchmal bereits im Kindesalter erforderlich sein. Da die Dosis der radioaktiven Medikamente stets an das Körpergewicht angepasst wird, ist die Strahlenbelastung äußerst gering, negative gesundheitliche Folgen sind nicht zu erwarten. Die Untersuchungssubstanz wird zudem sehr rasch ausgeschieden. Nach der Szintigraphie sind daher keine besonderen Maßnahmen im Umgang mit dem Kind erforderlich, Körperkontakt ist erlaubt. Sie können während der gesamten Untersuchungsdauer bei Ihrem Kind bleiben.

Termin buchen

Formen der Nierenszintigraphie

Die häufigste Untersuchung ist heute die dynamische Nierenszintigraphie zur Beurteilung der Nierenfunktion. Bei dieser Untersuchung interessiert man sich vor allem für die Filterleistung der Nieren (Clearance) und den Harnabfluss. Dabei wird eine Untersuchungssubstanz verabreicht (meist Tc-99m-MAG3), die sehr rasch in den Nieren anflutet und normalerweise innerhalb von 30 Minuten weitgehend in die Harnblase ausgeschieden wird. Dieser Prozess wird mithilfe der Gammakamera kontinuierlich aufgezeichnet.

Eine dynamische Szintigraphie der Nieren erlaubt es, die Nierenfunktion getrennt für beide Nieren zu ermitteln. Das ist bei einseitigen Nierenerkrankungen wie beispielsweise Nierensteinen oder Tumoren für die weitere Prognose und Behandlung wichtig. Das Verfahren eignet sich auch gut, um zu beurteilen, ob anatomische Anomalien tatsächlich zu einer funktionell relevanten Harnabflussstörung führen. Bei Säuglingen und Kleinkindern mit angeborenen Nierenanomalien wie einer Senkniere, Hufeisenniere oder Doppelniere kann eine Szintigraphie die Frage klären, ob diese Abweichungen für Probleme beim Harntransport sorgen.

Manchmal wird eine dynamische Nierenszintigraphie auch vor geplanten Operationen oder einer Lebendnierenspende gemacht, um abzuschätzen, ob die verbleibende Niere ausreichend funktionsfähig ist. Nach Nierentransplantationen dient die Untersuchung oft zur Verlaufskontrolle.

Eine spezielle Variante ist die funktionelle Nierenszintigraphie unter Verabreichung eines blutdrucksenkenden Medikaments (Captopril, ein sog. ACE-Hemmer). Mit dieser Untersuchung möchte man feststellen, ob ein bestehender, schwer zu behandelnder Bluthochdruck durch eine Verengung der Nierenarterien (Nierenarterienstenose) verursacht wird.

Durch die Gabe des blutdrucksenkenden Medikaments wird ein Kompensationsmechanismus aufgehoben, der normalerweise dazu führt, dass die Niere trotz verengter Gefäße ausreichend mit Blut versorgt wird. Durch die anschließende Nierenszintigraphie lässt sich besser beurteilen, ob eine bestehende Gefäßverengung tatsächlich funktionell relevant ist und damit als Ursache für den Bluthochdruck in Frage kommt.

Für besondere Fragestellungen wird manchmal eine statische Szintigraphie der Nieren gemacht. Bei dieser Untersuchung setzt man eine spezielle Testsubstanz ein (Tc-99m-DMSA), die nicht so rasch ausgeschieden wird, sondern sich zunächst abhängig von der Funktionsfähigkeit des Gewebes in den Nieren anreichert. Nach Injektion der Untersuchungssubstanz dauert es daher etwa zwei bis drei Stunden, bis die Aufnahmen starten können.

Durch die statische Nierenszintigraphie lassen sich Form, Größe und Lokalisation der Nieren beurteilen. Da nur funktionsfähiges Nierengewebe die Testsubstanz speichert, können wir geschädigte Gewebebereiche wie etwa Narbengewebe erkennen und damit z. B. mögliche Folgeschäden nach wiederholten Entzündungen der Nieren besser beurteilen. Außerdem erlaubt diese Untersuchung eine sehr genaue Berechnung der seitengetrennten Funktion beider Nieren. 

Häufige Fragen zur Nierenszintigraphie

Die bei der Nierenszintigraphie verabreichten Radiopharmaka beeinflussen Ihre Fahrtauglichkeit nicht. Je nach Fragestellung kann aber eine zusätzliche Gabe von Medikamenten (harntreibende Mittel oder Blutdrucksenker) erforderlich sein. Diese Medikamente können sich unter Umständen auf Ihre Fahrtauglichkeit auswirken. Zur Sicherheit empfehlen wir Ihnen daher, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen oder sich abholen zu lassen. 

Normalerweise können Sie Ihre bestehende Medikation vor einer Nierenszintigraphie unverändert weiter einnehmen. Falls bei Ihnen eine Nierenszintigraphie zur Abklärung von Bluthochdruck geplant ist, kann es sein, dass Sie Ihre Blutdruckmedikamente einige Tage vor der Untersuchung absetzen sollten. Besprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob dies bei Ihnen erforderlich und möglich ist und setzen Sie Ihre Medikamente nicht eigenständig ab. Bitte bringen Sie zur Sicherheit eine Liste der von Ihnen eingenommenen Medikamente mit.

Wenn Sie unter Klaustrophobie leiden oder sich unsicher sind, sprechen Sie dies bitte im Vorhinein an, ggf. können Sie sich die Kamera vorher anschauen. Normalerweise können auch Menschen mit Klaustrophobie an der Untersuchung teilnehmen. Die Gamma-Kamera besteht aus einem offenen System und ist keine „enge Röhre“ wie ein MRT. 

Normalerweise können Sie vor der Untersuchung essen, was Sie möchten und müssen nicht nüchtern erscheinen. Falls die Nierenszintigraphie zur Abklärung von Bluthochdruck erfolgt, sollten Sie am Tag der Untersuchung auf feste Nahrung verzichten, aber dennoch ausreichend trinken. Bitte sprechen Sie sich dazu mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin ab, gegebenenfalls erfolgt zur Planung ein Vorgespräch bei uns. 

Die Strahlenbelastung bei der Nierenszintigraphie hängt von der verwendeten Untersuchungssubstanz und der Fragestellung ab, ist normalerweise aber sehr gering. Bei einem Erwachsenen beträgt die Strahlendosis einer Tc-99m-MAG3-Szintigraphie der Nieren rund 0,42 mSv.

Bei Kindern wird die Dosis der radioaktiven Medikamente stets an das Körpergewicht angepasst. Bei einem 5-jährigen Kind beträgt die Strahlendosis etwa 0,2 bis 0,38 mSv. Zum Vergleich: bei einem Transatlantikflug kommt es zu einer Strahlenbelastung von rund 0,075 mSv.

Bei einer dynamischen Nierenszintigraphie starten die Aufnahmen unmittelbar nach Verabreichung der Untersuchungssubstanz und dauern rund 30 Minuten. Je nach Fragestellung kann es sein, dass zusätzliche Aufnahmen unter veränderten Bedingungen erforderlich sind. Rechnen Sie inklusive Vorbereitungen mit einer Untersuchungsdauer von etwa ein bis zwei Stunden.

Falls bei Ihnen eine statische Nierenszintigraphie geplant ist, dauert es nach Verabreichung der Untersuchungssubstanz etwa zwei bis drei Stunden, bis wir mit den Aufnahmen beginnen können. Die Wartezeit müssen Sie nicht notwendig in unserer Abteilung verbringen. Planen Sie für die gesamte Untersuchungsdauer ungefähr vier bis fünf Stunden ein.

Die bei der Nierenszintigraphie eingesetzten schwach radioaktiven Untersuchungssubstanzen sind gut verträglich, relevante Nebenwirkungen oder allergische Reaktionen wurden bisher nicht beobachtet.

Falls Ihnen zur Klärung spezieller Fragestellungen zusätzliche Medikamente verabreicht wurden, sind dadurch eventuell Nebenwirkungen möglich, die aber meist nur in leichter Form und vorübergehend auftreten, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Durstgefühl, Schläfrigkeit oder leichter Schwindel.

Aufgrund der erhöhten Trinkmenge und der entwässernden Medikamente, die Ihnen gegebenenfalls verabreicht wurden, können Sie nach der Untersuchung vermehrten Harndrang haben.