Eine Schwangerschaft ist kein absoluter Ausschlussgrund für eine Lungenszintigraphie, sie sollte aber nur in dringenden, unaufschiebbaren Fällen erfolgen. Da eine Lungenembolie eine schwere akute Erkrankung darstellt, ist die Untersuchung auch bei Schwangeren in vielen Fällen zu rechtfertigen. Die Strahlenbelastung fällt bei der Lungenszintigraphie geringer aus als bei der sonst oft eingesetzten Computertomographie (CT), negative Folgen für das ungeborene Kind sind unwahrscheinlich. Trotzdem wird man im Einzelfall immer Nutzen und Risiken gegeneinander abwägen.
Lungenszintigraphie
Präzise nuklearmedizinische Lungendiagnostik
Was ist eine Lungenszintigraphie?
Die Lungenszintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, mit der wir die Belüftung (Ventilation) und Durchblutung (Perfusion) Ihrer Lunge beurteilen können. Zur Erfassung der Lungenbelüftung atmen Sie ein schwach radioaktiv markiertes Gas ein, das sich in Ihrer Lunge verteilt. Für die Untersuchung der Lungendurchblutung wird Ihnen eine schwach radioaktive Untersuchungssubstanz über eine Armvene verabreicht. Eine empfindliche Gammakamera zeichnet die von Ihrem Körper ausgehende Strahlung anschließend auf und verarbeitet sie zu Bildern.
Durch die Beurteilung und den Vergleich der entstandenen Aufnahmen können wir verschiedene akute und chronische Erkrankungen der Lunge diagnostizieren oder ausschließen, die teils ähnliche Beschwerden hervorrufen. Am häufigsten wird eine Lungenszintigraphie bei Verdacht auf eine Lungenembolie gemacht.
Weitere Informationen zur Lungenszintigraphie
Eine Lungenszintigraphie besteht in der Regel aus zwei Teilschritten: zur Beurteilung der Lungenbelüftung atmen Sie ein schwach radioaktiv markiertes Gasgemisch ein, das sich über Luftröhre und Bronchien rasch in Ihrer Lunge verteilt. Üblicherweise wird Tc-99m-Pertechnetat als sog. Tracer verwendet. Ein Kamerasystem macht anschließend Aufnahmen, um die Verteilung des Tracers zu dokumentieren. Im nächsten Schritt wird Ihnen ein mit Tc-99m radioaktiv markierter Eiweißstoff über eine Vene verabreicht, um so die Lungendurchblutung sichtbar zu machen. Die Aufnahmen erfolgen in beiden Fällen meist in SPECT oder SPECT/CT-Technik. Dadurch wird die Lunge Schicht für Schicht untersucht, es entstehen exakte überlagerungsfreie Schnittbilder bei zugleich geringer Strahlenbelastung. Zumeist wird heutzutage mit der Untersuchung der Lungendurchblutung begonnen. Wenn diese unauffällig ist, ist die Untersuchung der Lungenbelüftung oft nicht mehr notwendig.
Diagnose einer Lungenembolie
Die Ventilations- und Perfusions-Aufnahmen werden anschließend miteinander verglichen. Ist in einem Teil der Lunge die Belüftung erhalten, die Durchblutung aber eingeschränkt, kann dies den Verdacht auf eine Lungenembolie erhärten. Sind sowohl die Belüftung als auch die Durchblutung eingeschränkt, liegen meist andere Ursachen zugrunde, z. B. eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD).
Schonend und gut verträglich
Die Lungenszintigraphie ist in der Lungenemboliediagnostik eine gleichwertige Alternative zur Computertomographie (CT), hat in bestimmten Fällen aber Vorteile: so ist eine Szintigraphie der Lunge auch bei schweren Nierenfunktionsstörungen oder einer Kontrastmittelunverträglichkeit durchführbar. Im Vergleich zur Computertomographie fällt die Strahlenbelastung bei der Lungenszintigraphie geringer aus. Deshalb wird sie bei Kindern und jungen Erwachsenen oder während einer Schwangerschaft bevorzugt eingesetzt, wenn eine bildgebende Untersuchung unvermeidbar ist.
Ablauf einer Lungenszintigraphie
Eine spezielle Vorbereitung ist für eine Lungenszintigraphie nicht erforderlich. Sie müssen nicht nüchtern zur Untersuchung erscheinen und können in der Regel Ihre bestehende Medikation unverändert weiter einnehmen.
Während einer Schwangerschaft sollte eine Lungenszintigraphie nur in dringenden Fällen erfolgen, das ärztliche Personal wird Nutzen und mögliche Risiken im Einzelfall gegeneinander abwägen. Falls Sie stillen, sind Karenzzeiten zu beachten.
Die Lungenszintigraphie besteht in der Regel aus zwei Teilen. Im ersten Schritt untersuchen wir die Belüftung (Ventilation) Ihrer Lunge. Sie atmen dazu über einen Schlauch in stehender oder aufrecht sitzender Position ein schwach radioaktives Gasgemisch in mehreren Atemzügen ein. Das Gas ist geruch- und geschmacklos. Unser Personal wird Sie bitten, langsam tief einzuatmen und danach kurz die Luft anzuhalten, damit sich das Gasgemisch optimal in Ihrer Lunge verteilen kann.
Anschließend werden Aufnahmen mit einer Gammakamera erstellt, während Sie bequem auf dem Rücken liegen. Die Kameraköpfe drehen sich dabei langsam um Ihren Oberkörper herum. Die Aufnahmen dauern etwa 20 bis 30 Minuten, während dieser Zeit sollten Sie möglichst ruhig liegen.
Im nächsten Schritt erfolgt die Perfusionsszintigraphie, also die Untersuchung der Lungendurchblutung. Dazu wird Ihnen eine kleine Menge einer schwach radioaktiven Substanz über die Armvene injiziert, während Sie wiederum tief ein- und ausatmen. Anschließend werden in der gleichen Technik wie zuvor Aufnahmen Ihres Oberkörpers gemacht. Gegebenenfalls werden wir die SPECT-Aufnahmen zur besseren anatomischen Orientierung direkt im Anschluss durch eine Niedrigdosis-CT ergänzen.
In Einzelfällen wird evtl. nur eine der beiden Untersuchungen (Ventilations- oder Perfusionsszintigraphie) gemacht.
Da die Untersuchung mit schwach radioaktiven Substanzen erfolgt, sollten Sie am Untersuchungstag den Kontakt mit Schwangeren und kleinen Kindern möglichst vermeiden. Insgesamt ist die Strahlenbelastung durch die Untersuchung vergleichsweise gering, relevante Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten.
Häufige Indikationen für eine Lungenszintigraphie
Der häufigste Grund für eine Lungenszintigraphie ist der Verdacht auf eine Lungenembolie. Bei einer Lungenembolie werden Lungenarterien durch eingeschwemmte Blutgerinnsel verlegt, wodurch der Gasaustausch zwischen Blut und Atemluft beeinträchtigt ist. Je nach Ausmaß handelt es sich um eine potenziell lebensgefährliche Situation.
Durch eine Lungenszintigraphie können wir die Belüftung und Durchblutung Ihrer Lunge getrennt voneinander bildgebend darstellen. Bei einer Lungenembolie ist typischerweise die Durchblutung in einem Lungenabschnitt vermindert, die Belüftung stellt sich aber normal dar. Sind sowohl die Durchblutung als auch die Belüftung eines Lungenabschnitts eingeschränkt, spricht das für eine andere Ursache: etwa eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), eine Lungenentzündung oder seltener eine Raumforderung (Lungentumor).
In Akutsituationen bzw. bei kreislaufinstabilen Patient:innen erfolgt bei Verdacht auf eine Lungenembolie in der Regel eine Computertomographie (CT), weil sie ein rascheres Ergebnis liefert. Die Lungenszintigraphie hat jedoch in bestimmten Situationen Vorteile, weil sie mit einer geringeren Strahlenbelastung verbunden ist und auch bei einer Kontrastmittelunverträglichkeit oder einer schweren Nierenerkrankung gemacht werden kann. Darüber hinaus ist das Verfahren hoch empfindlich und kann selbst kleinere Embolien aufdecken. Manchmal erfolgt die Lungenszintigraphie daher auch im Anschluss an eine CT-Untersuchung, wenn diese kein eindeutiges Ergebnis erbracht hat.
Unter Lungenhochdruck versteht man ein Krankheitsbild, bei dem der Blutdruck in den Lungenarterien erhöht ist. Lungenhochdruck kann sehr unterschiedliche Ursachen haben und tritt oft als Folge einer anderen Grunderkrankung auf.
Die Lungenszintigraphie kann zur weiterführenden Diagnostik sinnvoll sein, vor allem um eine sog. chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) zu bestätigen oder auszuschließen. Eine CTEPH kann sich als Folge einer Lungenembolie einstellen, wenn Lungenarterien dauerhaft verlegt oder verengt bleiben. Bei einer Lungenszintigraphie lässt sich in solchen Fällen eine verminderte Durchblutung eines meist keilförmigen Lungenabschnitts nachweisen.
Manchmal wird eine Lungenszintigraphie auch zur Vorbereitung einer geplanten Lungenoperation gemacht: beispielsweise, wenn aufgrund eines Lungenkarzinoms Teile der Lunge entfernt werden sollen oder wenn bei einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) eine Lungenvolumenreduktion geplant ist. Die Lungenszintigraphie erlaubt mithilfe spezieller Berechnungsverfahren eine Prognose über die Funktion der verbleibenden Lungenanteile.
Häufige Fragen zur Lungenszintigraphie
Es besteht keine Einschränkung der Fahrtauglichkeit nach der Untersuchung.
Eine vorbestehende Medikation kann in der Regel unverändert weiter eingenommen werden.
Wenn Sie unter Klaustrophobie leiden oder sich unsicher sind, sprechen Sie dies bitte im Vorhinein an, ggf. können Sie sich die Kamera vorher anschauen. Normalerweise können auch Menschen mit Klaustrophobie an der Untersuchung teilnehmen. Die Gamma-Kamera besteht aus einem offenen System und ist keine „enge Röhre“ wie z. B. ein MRT-Gerät.
Sie können vor der Untersuchung essen, was Sie möchten und müssen nicht nüchtern erscheinen.
Die Strahlenbelastung bei der Lungenszintigraphie ist gering, sie beträgt etwa 2 bis 3 mSv. Zum Vergleich: bei einer computertomographischen Thorax-Untersuchung ist je nach Fragestellung mit rund 5 bis 8 mSv zu rechnen.
Die Untersuchung besteht in der Regel aus zwei Teilschritten, einer Ventilations- und einer Perfusionsszintigraphie. Die Aufnahmen dauern jeweils etwa 20 bis 30 Minuten. Inklusive der nötigen Vorbereitungen sollten Sie mit einer Untersuchungsdauer von ca. zwei Stunden rechnen.
Die Lungenszintigraphie ist eine nicht-invasive Untersuchung, die Strahlendosis fällt gering aus und relevante Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten. In sehr seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen gegen den verabreichten Eiweißstoff (Albumin) kommen.